Zwischen Rat und Tat
19. August 2024„Willkommen im Alltagswahnsinn Schule :D“
– Laura, ehemalige Freiwilligendienstleistende
Hey, mein Name ist Laura und ich bin 20 Jahre alt. Nach meinem Abitur im letzten Jahr habe ich mich dazu entschlossen, ein Freiwilliges Soziales Jahr an einer Schule zu absolvieren. Meinen Plan in die Tat umgesetzt, war ich schließlich für sieben Monate an einem Gymnasium in der Nähe von Hamburg. Ich bin wahnsinnig froh und dankbar, mein FSJ an dieser tollen Schule gemacht zu haben!
Mein Freiwilligendienst hat mein Leben in vielfältiger Hinsicht beeinflusst.
Schon immer wollte ich Lehrerin werden und um mir bei dieser Entscheidungsfindung sicher zu werden, hatte ich den Wunsch, vor meinem Studium in die Schule mal aus einer anderen Perspektive hineinzuschnuppern. Mein FSJ hat sich super dafür angeboten.
Die Arbeit vor Ort hat mir unglaublich viel Freude bereitet. Zu meinen Hauptaufgaben gehörte es, die Unterstufenschüler im Unterricht zu begleiten und ihnen zur Seite zu stehen. Für mich war es total spannend, das Bindeglied zwischen Schüler und Lehrer zu sein. Ich habe erlebt, dass Schülerinnen oder Schüler eher zu mir mit einem Problem kamen als zu ihrer Lehrkraft. Für Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte war ich eine große Hilfe, da ich jeweils von beiden Perspektiven um Rat gefragt werden konnte und ich somit für Vermittlung zwischen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern sorgte.
Vor Beginn meines Freiwilligendienstes war ich mir nicht sicher, was und wer mich erwarten würde. Während meines Dienstes habe ich ganz verschiedene Persönlichkeiten kennenlernen dürfen. Es waren junge Schülerinnen und Schüler dabei, die mich inspiriert haben. Ich war überrascht und beeindruckt, wie der ein oder andere mit seinen zwölf Jahren bereits reflektierte.
Es gab immer wieder Momente mit Schülerinnen und Schülern, die mich nachdenklich gemacht haben. Da waren ganz gemischte Gefühle dabei, von Stolz, Bewunderung und Sympathie bis hin zu Verzweiflung oder Mitleid. Ich habe erfahren, dass nicht jedes Kind es leicht hat wie das Kind, welches daneben sitzt. Richtung Ende meines Freiwilligendienstes zum Beispiel habe ich festgestellt, dass nicht jede Schülerin oder jeder Schüler etwas für sein Handeln kann und dass manche Taten ohne böse Absicht entstehen. Meiner Meinung nach ist diese Erkenntnis mitunter der Schlüssel dazu, sich als Lehrkraft in seine Schüler hineinversetzen zu können, um im nächsten Schritt im Sinne der Kinder agieren zu können.
Neben Schülerinnen und Schülern habe ich auch einige Lehrerinnen und Lehrer kennengelernt. Das Kollegium hat mich sehr unterstützt, wenn ich Fragen hatte und viele waren abgesehen von meiner Arbeit auch an meinem persönlichen Werdegang interessiert. Somit konnte ich für mein Studium und den Lehrerberuf einige Tipps sammeln, das war sehr schön. Mit dem ein oder anderen Schüler und Lehrer habe ich jetzt noch Kontakt.
Zudem habe ich auf den Seminaren von meinem Träger viele tolle Menschen in meinem Alter getroffen, mit denen ich mich ebenfalls weiter austausche. Gerne denke ich an die Seminartage zurück, an denen wir Aktivitäten gemeinsam als Gruppe gemacht und uns über unsere Erfahrungen ausgetauscht haben und Freundschaften schlossen.
In meiner Einsatzstelle ist mir besonders ein Ausflugstag mit einer 7. Klasse in Erinnerung geblieben. Wir hörten uns ein Konzert in der Elbphilharmonie in Hamburg an und danach begaben wir uns an das Ufer der Elbe, wo wir einen gemeinsamen Spaziergang durch den Schnee machten.
An dem Tag war es sehr schön, sich mit den Schülern auf einer persönlichen Ebene mal außerhalb des Schulumfelds zu unterhalten.
Wenn ich keinen Freiwilligendienst gemacht hätte, dann hätte ich einige Erfahrungen im Umgang mit Kindern nicht gemacht. Zudem würde ich deutlich weniger über das System „Schule“ wissen, auch hätte ich meine Persönlichkeit nicht auf diese Weise stärken können, wie es mein FSJ gemacht hat. Beispielsweise habe ich einiges an Selbstvertrauen und Geduld dazugewonnen. Außerdem hat mein Freiwilliges Soziales Jahr mich tatsächlich darin gestärkt, mein Lehramtsstudium zu starten.
Für meine Rolle als FSJlerin habe ich viel Wertschätzung und Anerkennung zurückbekommen, wovon ich zu Beginn doch etwas überrascht war. Ich hatte angenommen, meine Aufgaben zu erfüllen, sei selbstverständlich. Das ist es aber nicht unbedingt, es ist nicht selbstverständlich, dass eine Schule die Hilfe einer FSJlerin in Anspruch nehmen kann. Sehr oft fehlen Ressourcen, wie Geld vom Land sowie die Eigeninitiative junger erwachsener Menschen.
Ich selber bin letztlich nur auf den Gedanken gekommen, einen Freiwilligendienst zu absolvieren, da eine Freundin mir viel von ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr erzählte. Erfahrungsberichte und Kontakte machen definitiv auf Freiwilligendienste aufmerksam.
Die FSJ-Gehälter sollen in der kommenden Zeit gekürzt werden. Eine Entscheidung, die für FSJler selber und die Einsatzstellen schwer zu begreifen ist. Zudem werden FSJ-Stellen sogar gestrichen.
In seinem Dienst leistet man einiges an Arbeit, die definitiv nicht kürzer belohnt werden oder den Dienst in ein weniger wertvolles Licht tauchen sollte. Zudem gab es für mich als FSJlerin an einer Schule zum Beispiel keine Zuschüsse für das Deutschlandticket, während FSJler in einer Kindertagesstätte das Ticket fast vollständig vom Träger gestellt bekommen haben.
Ein Freiwilligendienst lehrt dich viel an Erfahrung und zeigt dir auch, wer du eigentlich bist. Trau dich und wirke in sozialen Einrichtungen mit, in denen deine Hilfe definitiv gut aufgenommen und gebraucht wird. 🙂