Das Jahr, in dem ich erwachsen wurde

30. Juli 2024


„Weil DU am Ende gewinnst.“

– Davina Dietrich, FSJlerin

Wie kann man die Zeit zwischen Abitur und Studium am effektivsten verbringen? Richtig, mit einem freiwilligen sozialen Jahr in einer interessanten Einrichtung! In meiner beruflichen Entscheidungsfindung, ob ein Lehramtsstudium für mich die richtige Wahl wäre, konnte ich in der zehnmonatigen Erprobungszeit nur gewinnen.
Mein knappes Jahr an einer Grundschule, in der ich auch in der ergänzenden Betreuung tätig war, war geprägt von Vielfalt und Abwechslung. Ich erlebte verschiedene Klassen, Kinder und Kolleg:innen; nahm an Ausflügen zum Theater teil, besuchte mit etlichen Lerngruppen Spielplätze oder die Bücherei, erlebte zahlreiche Feste und übernahm die Hausaufgabenbetreuung, die Einzelförderung und las den Schüler:innen vor. Ich durfte alles miterleben und mich ausprobieren.

Auch die Seminare brachten nicht nur neue Freundschaften, sondern auch einen informativen Austausch und die Reflexion über Seminarthemen und über das Erlebte in unseren Einsatzorten. Manche Aufgabe war auch herausfordernd. Im Team schrieben wir ein Kinderbuch, mussten Kompromisse finden und klären, wer welche Aufgabe übernimmt. Neues zu erlernen, erfordert Mut und Willenskraft, insbesondere wenn nicht alles leicht fällt. Am Ende hielten wir unser eigenes Buch in den Händen und voller Stolz las ich es meinen Kindern in der Schule vor.

In den zehn Monaten des FSJ habe ich viele Marmeladenglasmomente gesammelt. Das Lächeln und die Liebe der Kinder, das Vertrauen und die Offenheit der Kolleg*innen mir gegenüber und das Interesse für meine Themenvorschläge bestärkten mich in meiner Studienwahl. Und natürlich gab es auch Momente, die nicht leicht waren. Wenn man sieht, dass Kinder leiden oder wenn es ein Missverständnis gab, welches geklärt werden musste. Besonders hilfreich war es für mich, eine Ansprechpartnerin in der Schule und beim Verband zu haben. Meine Erfahrungen im FSJ waren sehr positiv und am Ende hatte ich das Gefühl, mit meinem Kollegium eine zweite Familie gefunden zu haben.

Ich bin der Meinung, dass ein FSJ nach dem Abitur sehr sinnvoll ist. Du stürzt dich nicht gleich in eine Ausbildung oder in ein Studium, sondern arbeitest und erlebst einen herausfordernden Alltag, der dich wachsen lässt. Ich konnte erkennen, dass ich aufgrund meiner Kompetenzen bei den Kindern und im Team etwas bewirken konnte. Selbstwirksamkeit ist etwas Tolles!
Nun weiß ich, dass ich Lehrerin werden möchte und dass mir die Beziehungsarbeit mit Kindern sehr gut liegt und mir sehr wichtig ist.

Aktuell möchte man die Gelder für Freiwilligendienste kürzen. Nur noch sehr wenige Menschen könnten sich dann in einem FSJ ausprobieren, was sehr schade wäre. Noch viel wichtiger ist: Ohne die ehrenamtliche Tätigkeit der FSJler fehlen unfassbar viele helfende Hände! In ALLEN sozialen Einrichtungen, überall, wo mit Menschen gearbeitet wird, sind zusätzliche Helfer unabdingbar. Überall herrscht sowohl Zeit- als auch Personalmangel. Das FSJ stellt in meinen Augen eine Win-win-Situation für alle Beteiligte dar. Stellen im sozialen Bereich zu kürzen, ist leicht, weil Kinder und Alte keine Lobby haben. Am Ende bleibt es eine falsche Entscheidung. Vielleicht kommen die Verantwortlichen doch noch zur Besinnung, damit noch viele zukünftige FSJler*innen an Erfahrung gewinnen können.