FSJ in der Behindertenwerkstatt

2. August 2024


„,Ich habe so etwas noch nie erlebt und ich glaube, es ist etwas ganz Rares. Ihre Wärme, ihre Art, ihren Humor werde ich immer mit mir tragen.’“

– Jenny Schütz, ehemalige FSJlerin,
WfbM

16 Monate habe ich in einer Behindertenwerkstatt gearbeitet – bei Mosaik im Standort Berlin-Mitte. Zuvor hatte ich noch nie wirklichen Kontakt mit Menschen mit Behinderungen. Nach Besuchen verschiedener Einsatzstellen stand ich nun also vor einer Entscheidung; hätte ich mich nicht für die Werkstatt entschieden, hätte ich eine unglaublich wertvolle, kostbare und lehrreiche Zeit verpasst.
Ich half den Menschen in verschiedenen Aufgabenbereichen bei ihrer Arbeit und unterstützte die Gruppenleitung. Regelmäßig begleitete ich die Beschäftigten außerdem zu ihrem Außenarbeitsplatz und auf Ausflüge. Meine Lieblingsaufgaben lagen aber darin, den Menschen zuzuhören, Konflikte zwischen Beschäftigten zu lösen und ganz wichtig: gemeinsam viel Quatsch zu machen. 😉 Wir tanzten gemeinsam zu ihrer Lieblingsmusik, drehten Erklärvideos über ihre Arbeit (für neue Gruppenmitglieder), dekorierten den Gruppenraum für Weihnachten und spielten Tischkickern oder Kartenspiele in den Pausen. Neben und durch das Kennenlernen so lieber Menschen und dem gemeinsamen Erleben spaßiger Momente habe ich so viel über mich selbst gelernt und für mich mitnehmen können. Ich habe durch mein FSJ den Beruf der Ergotherapeutin für mich entdeckt und die dafür notwendige Ausbildung, welche mir unglaublich viel Spaß macht, begonnen. Ich durfte in der Werkstatt zusammen mit Beschäftigten an einem Gebärdensprachkurs teilnehmen. Bei den Seminaren ist mein jetziger Freundeskreis entstanden, und mit einem dieser Freunde lebte ich eine Zeit lang sogar in einer gemeinsamen WG. Es haben sich so viele unterschiedliche Türen geöffnet und ich habe Dinge entdeckt, von denen ich vorher nicht wusste, wie sehr ich sie lieben werde. Ich bin stolz auf mich, denn ich weiß, ich habe viel Mühe in meine Arbeit hineingesteckt. Ebenso stolz bin ich auf die Beschäftigten. Sie sind die fleißigsten, mutigsten, herzlichsten und lustigsten Personen, die ich kenne, mit oft sehr berührenden Schicksalen. Natürlich gab es auch schwierige, unangenehme Situationen: schlechte Laune, Streit, Grenzüberschreitungen. Doch auch diese schenkten mir Erfahrung für meine berufliche Zukunft. Ich bin unendlich dankbar für meine Zeit in der Werkstatt, für das Vertrauen, was mir das Team, aber auch die Beschäftigten schenkten; für die Menschen bin ich dankbar.

Vor fast 6 Monaten endete mein FSJ. Ich vermisse die Menschen noch immer sehr, und bin gleichzeitig so glücklich, so schöne Erinnerungen haben zu dürfen. Zweimal seit meinem Ende war ich sie besuchen, und bei diesen zwei Malen wird es nicht bleiben! 😉 In meinem FSJ-Bericht für die Website der Werkstatt schrieb ich, dass ich versuchte, den Beschäftigten einen Raum zu schenken, in dem sie sich gesehen und gehört fühlen. Ich hoffe, das habe ich geschafft. Sie taten dies für mich. Meine Beschäftigten schenkten mir so viel Wertschätzung, Umarmungen; Akzeptanz für die Fehler, die ich machte. Ich habe so etwas noch nie erlebt und ich glaube, es ist etwas ganz Rares. Ihre Wärme, ihre Art, ihren Humor werde ich immer mit mir tragen.