Kulturelle Bildung direkt an der Quelle
30. Juli 2024„“Der oder die LKJ?““
– Maksimiljans Heise, ehemaliger Freiwilliger,
LKJ Sachsen e.V
Meinen Freiwilligendienst absolvierte ich von 2020 bis 2021 in der Geschäftsstelle der LKJ Sachsen in Leipzig. 2020 war zweifellos ein besonders herausforderndes Jahr für uns alle, auch für mich. Ursprünglich hatte ich mich auf eine Ausbildung vorbereitet, doch die Pandemie stellte meine Pläne auf den Kopf. Im Juni musste ich daher schnell eine Alternative finden. Der Gedanke an einen Freiwilligendienst kam mir als Erstes. Wo und wie das möglich sein könnte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich war in Thüringen und Sachsen unterwegs, um kurzfristig eine Stelle zu finden. Schließlich erhielt ich die Zusage von der LKJ.
Zu Beginn konnte ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, was mich dort erwarten würde und wie das Jahr verlaufen sollte. Ich wagte etwas vollkommen Neues und konnte meine Perspektive nach dem Abschluss der Fachhochschulreife neu ausrichten. Als Migrant und jemand, der zunächst einen qualifizierten Hauptschulabschluss gemacht hatte, hätte ich mir nie gedacht, einmal einen Freiwilligendienst zu absolvieren.
Meine Eltern waren nicht besonders begeistert, als ich mich für einen BFD entschied, statt etwas „Anständiges“ und „Handfestes“, wie sie es nannten. „Besser als nichts“, sagte ich. Und es stellte sich als definitiv besser heraus.
Im Verlauf dieses Jahres habe ich unglaublich viel gelernt, was mir auch heute, drei Jahre später, in vielen Lebenssituationen von Nutzen ist. Ob es darum geht, eine Veranstaltung zu planen, mit Jugendgruppen umzugehen oder geeignete „Warm Ups“ durchzuführen – ich habe meine Komfortzone verlassen. Zum ersten Mal absolvierte ich eine Juleica-Ausbildung und arbeitete mit Kindern während zweier Ferienfreizeiten als Aufsichtsperson, wodurch ich ihnen Neues beibringen und ihnen großartige Tage ermöglichen konnte.
Neben wertvollen Fähigkeiten fürs Leben lernte ich auch großartige Menschen in meinem Team und bei Seminaren persönlich oder digital kennen. Besonders prägend war für mich der Einblick in den kulturellen und bildenden Sektor Sachsens.
Ich denke, ich muss nicht betonen, dass dieses Jahr eines der besten, wenn nicht sogar das beste Jahr meines Lebens war. Ich bin unglaublich dankbar für diese Erfahrung und würde sie jederzeit wiederholen. Seitdem halte ich weiterhin Kontakt zu meiner damaligen Einsatzstelle. Seit 2020 versuche ich auch, das Bewusstsein für Freiwilligendienste in meinem Umfeld zu schärfen. Denn nicht nur in meiner Familie ist ein Freiwilligendienst oft weniger angesehen als eine Ausbildung, sei es in einem Betrieb oder im Studium. Junge Menschen sollten die Möglichkeit haben, sich auszuprobieren, da dies oft in der Schule nicht möglich ist.
Ich bin wohl ein gutes Beispiel dafür, wie ein freiwilliges Jahr enorm bereichern und den Horizont erweitern kann.
Deshalb sollte der Freiwilligendienst attraktiver gestaltet werden, zum Beispiel durch ein „Freie Fahrt für Freiwillige“. Ich pendelte täglich mit der Bahn 50 km von Altenburg nach Leipzig und zurück um 17 Uhr. Im August 2020 hatte ich das Glück, dass der Verkehrsverbund MDV Freiwillige in das 50 Euro teure Azubi-Ticket aufnahm. Ein Jahr zuvor hätte ich wahrscheinlich monatlich 190 Euro für meine Fahrten bezahlen müssen. Bei einem Taschengeld von 340 Euro wäre davon wohl nicht viel übrig geblieben, besonders wenn die Eltern nicht finanziell unterstützen können. Heute können Freiwillige in Sachsen mit dem Bildungsticket für 15 Euro im Verkehrsverbund fahren, was einen weiteren Schritt in Richtung gerechterer und zugänglicherer Freiwilligenarbeit darstellt. Ich glaube fest daran, dass Freiwilligendienste wie FSJ und BFD auch für Jugendliche aus verschiedenen sozialen Hintergründen attraktiv sein sollten. Dafür muss mehr Aufklärungsarbeit an Regelschulen geleistet werden, um diese Menschen anzusprechen.
Ich hoffe sehr, dass in den kommenden Jahren mehr junge Menschen die Möglichkeit haben dürfen, um sowas zu erleben und hoffe gleichzeitig, dass die Plätze der Freiwilligendienste nicht gekürzt bzw. wegfallen müssen.
Ergreift die Chance und macht mit.