Mein Freiwilligendienst hat mein Leben gerettet

7. Juni 2024


„Mein Freiwilligendienst hat mir zum ersten Mal eine Perspektive, eine Vorstellung für die Zukunft und einen Sinn gegeben.“

– Viktoria Radtke, FWDler
Internationaler Bund (IB) Berlin-Brandenburg gGmbH – Region Brandenburg Nordost

Mein Freiwilligendienst hat mein Leben gerettet
Content Note: psychische Gesundheit, Suizidalität

Hey! Ich bin Viktoria, 21 Jahre alt und mache seit April 2023 mein Freiwilliges Soziales Jahr beim Internationalen Bund – Region Brandenburg Nord-Ost. Ich würde gerne meine Geschichte teilen, wie der FWD mein Leben nicht nur beruflich, sondern auch persönlich beeinflusst hat.

Schon während meiner Schulzeit hatte ich schwerwiegende psychische Probleme, und nach meinem Abitur befand ich mich in einer akuten Krise. Mir ging es schlecht – so schlecht, dass ich weder arbeiten konnte noch leben wollte. Eine Zukunftsperspektive war für mich nicht vorstellbar. Ich war nicht nur unsicher in meiner Berufswahl, sondern noch viel mehr mit mir selbst und meiner Existenz, meinem Weiterleben. Ich begab mich mehrere Monate in teilstationäre psychiatrische Behandlung und in eine umfassende ambulante Weiterbehandlung. Die Klinik stabilisierte mich, aber wie sollte es weitergehen?
Es war mitten im Jahr und ich wusste nicht so konkret, was ich wollte – irgendwas Soziales. Nach einem Beratungsgespräch bei der Agentur für Arbeit ging meine Bewerbung für ein FSJ beim IB ein und ich habe meine Einsatzstelle gefunden.

Meine Einsatzstelle ist eine berufliche Schule für Menschen mit Lernbehinderungen. Ich kann durch mein FSJ den Arbeitsalltag von pädagogischen Fachkräften und Lehrkräften vollständig erleben. Nach 13 Jahren reiner Theorie in der Schule war es eine ganz neue (und tolle!) Erfahrung, die Praxis kennenzulernen.
Ich wirke im Unterrichtsgeschehen mit, darf Schüler*innen bei individuellen Schwierigkeiten unterstützen, Unterricht vor- und nachbereiten sowie ganz viel Weiteres. Am schönsten ist es, wenn sich Jugendliche mir anvertrauen und nach einem kurzen Gespräch sagen: „Jetzt fühle ich mich irgendwie besser.“
Es ist ein unglaubliches Gefühl zu merken, dass man einen Unterschied macht und ich mit meinen eigenen Erfahrungen jungen Menschen Hoffnung geben kann.

Durch den längeren Zeitraum eines FWD – im Gegensatz zu einem normalen Praktikum – konnte ich sicherer in meiner Rolle, meinen Aufgaben und mir selbst werden. 18 Monate FWD haben mich in meinem Berufswunsch gefestigt und, noch viel wichtiger, in mir selbst. Ich weiß jetzt nicht nur, was mein Beruf werden soll, sondern auch, wer ich bin, was ich kann und wo vielleicht meine Grenzen liegen. Ab dem Sommersemester 2025 werde ich Soziale Arbeit studieren, um danach mit Jugendlichen in Krisen arbeiten zu können; das weiß ich nun ganz genau.

Mein Freiwilligendienst hat mir zum ersten Mal eine Perspektive, eine Vorstellung für die Zukunft und einen Sinn gegeben.

Die Politik spricht davon, dass Kinder und Jugendliche die Zukunft sind – also sollten diese auch gefördert werden. Die Träger der Freiwilligendienste tragen erheblich dazu bei:
Die Freiwilligendienste unterstützen alle sozialen Einrichtungen, die für jedes Engagement dankbar sind; Freiwilligendienste unterstützen Jugendliche bei ihrem beruflichen Weg, in der persönlichen Weiterentwicklung und sogar in ihrer mentalen Gesundheit. Ist es nicht also an der Zeit, endlich die
Freiwilligendienste zu unterstützen?